Anfang April, ich war gerade auf einer Ruderwanderfahrt in Berlin, bekam ich einen Hilferuf auf mein Handy von Matthias, Mitglied der Treptower Rudergemeinschaft (TRG). Sie hatten sich zur Europäischen Rheinregatta im Mixed Doppelvierer angemeldet, doch nun fiel eine Frau aus, „Kannst du nicht einspringen?“ – Na klar kann ich! Hätte ich geahnt, worauf ich mich da einlasse…
Unser Vierer setzte sich aus Marc, Matthias und Martina von der TRG, Phillipp vom Deutschen Ruderclub Hannover (DRC) und mich von der HSG zusammen.
Nach der Anreise am Freitag gab es noch eine Fahrtenbesprechung, außerdem besprachen wir im Team unsere Steuerwechsel, schließlich sollte jeder 20 km steuern. Samstag ließen wir dann am frühen Morgen das Boot im Loreley-Schutz zu Wasser. Gestartet wurde dann kurz nach 9 Uhr morgens ab Ausfahrt des Hafens. Laut Ausschreibung ist die 100 km lange Strecke zugleich anspruchsvoll und landschaftlich reizvoll. Doch von der Landschaft bekamen wir kaum etwas mit. Die Regattastrecke führte von St. Goarshausen vorbei an den berühmten Rheinburgen, über Koblenz und Neuwied nach Bonn. Bei abwechselnd starkem Wind, strömenden Regen und meterhohen Wellen, bedingt auch durch Schiffsverkehr, gaben wir alles. Bei Steuermannswechsel haben wir schnell unsere Kraftriegel gegessen und Wasser getrunken, um keine Zeit für zusätzliche Pausen zu vergeuden. Meine größte Angst, dass ich irgendwann mal ganz dringend für kleine Ruderinnen müßte, hat sich natürlich bewahrheitet, aber auch dafür blieb keine Zeit. Nun ist das ja eine lange Strecke zu rudern, und ich fragte mich zwischendurch immer wieder, warum mache ich das eigentlich? Blasen taten sich an den Händen auf und der Druck auf meine Blase stieg unaufhörlich an.
Mit einem gleichmäßigen 18er Streckenschlag kamen wir schließlich bei einer Zeit von 6:01:26 nass bis auf die Unterbüchs bei Stromkilometer 653 am Bootshaus des Bonner Rudervereins im ehemaligen Regierungsviertel an. Mir war inzwischen klar, das mache ich nie wieder…
Wir belegten in unserer Bootsklasse einen guten 3. Platz von 6 und in der Gesamtwertung aller gestarteten Boote Platz 12 von 23 Booten. Für alle Regattateilnehmer gab es ein Regatta-T-Shirt, welches unter Ruderern allgemein bekannt ist, dieses Jahr in grau. Dieses Shirt trägt man mit Stolz, denn es heißt, dass man seinen Schweinehund einmal mehr besiegt hat und ein tolles Teamerlebnis hatte.
Den Preis in Form von zwei Fünf-Liter-Fäßern Altbier für die weiteste Anreise haben wir ebenfalls errungen. Damit haben wir dann gemeinsam den Abend bei Livekonzert und Grillwurst im Bonner Bootshaus ausklingen lassen, dabei haben wir dann schon mal darüber sinniert, wie wir denn im nächsten Jahr antreten werden. Denn sind die gröbsten Schmerzen erst mal weg, war ja alles gar nicht so schlimm, nein, eigentlich war es doch toll, und JA, ich will auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder starten. Vielleicht mit einem Vereinsboot der HSG?
Das Feuerwerkspektakel um 23.30 Uhr „Rhein in Flammen“ haben wir dann allerdings mannschaftlich verschlafen.